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Wie Tinnitus behandelt wird und ob die Wissenschaft momentan in Bereich Tinnitus forscht lesen Sie hier.

Eine grundlegende Komponente jeder Behandlung von Tinnitus sollte die Aufklärung, Beratung und Information des Patienten über Tinnitus (sogenanntes „Counseling“) sein. Dadurch soll dem Tinnituspatienten geholfen werden, das Symptom Tinnitus besser zu verstehen und so die Angst davor zu verlieren. Die Betroffenen sollen lernen mit möglichen Begleiterscheinungen (Schlafstörungen, Konzentrationsprobleme etc.) richtig umzugehen und sich an das Tinnitusgeräusch zu gewöhnen (Langguth, Kreuzer, Kleinjung, & Ridder, 2013).

Da Tinnitus vor allem in leiser Umgebung präsent ist, fühlen sich viele Betroffene in solchen Situationen besonders gestört. Geräte, die eine akustische Stimulation des Gehirns vornehmen, können deshalb hilfreich sein (Kreuzer, Vielsmeier, & Langguth, 2013). Noiser bzw. Tinnitusmasker sind Geräte, die Geräusche wie beispielsweise Regengeräusche oder ein einfaches Rauschen produzieren. Das Geräusch, das vom Betroffenen als weniger störend wahrgenommen werden soll als der Tinnitus selbst, soll vom Tinnitus ablenken bzw. ihn teilweise überdecken und zu einer Gewöhnung an den Tinnitus führen. Eine andere Art der akustischen Stimulation sind Hörgeräte. Diese werden bei Patienten mit Tinnitus und Hörminderung eingesetzt(Langguth et al., 2013).Da durch ein Hörgerät alle Außengeräusche verstärkt werden, wird der Tinnitus durch die nun lauteren Geräusche aus Ihrer Umgebung überdeckt und so unterdrückt (Biesinger, 2012, S.71). Der Hörverlust wird ausgeglichen (Langguth et al., 2013)und bei manchen Patienten reduziert sich so die Lautstärke des Tinnitus.

Die Tinnitus-Retraining-Therapie ist eine Therapieform gegen Tinnitus, die zwei verschiedene Therapien kombiniert. Zum einen das „Counseling“ (siehe oben), der andere Teil dieser Therapie ist die akustische Stimulation durch einen Noiser/Tinnitusmasker (Langguth et al., 2013).

Ein weiterer Ansatz zur Behandlung von Tinnitus ist die Kognitive Verhaltenstherapie. Diese Behandungsmethode hat zum Ziel, falsche Gedanken, Emotionen und Handlungen der Betroffenen in Bezug auf den Tinnitus zu verändern. Bestandteile der Therapie sind unter anderem Entspannungstrainings, Steuerung der Aufmerksamkeit und Beratung (Langguth et al., 2013).

Bisher gibt es weder in den USA noch in Europa zugelassene Medikamente, das wirkungsvoll und langfristig gegen Tinnitus eingesetzt werden kann. Lediglich Begleitstörungen des Tinnitus, wie Depressionen oder Schlafstörungen, werden medikamentös behandelt (Kreuzer et al., 2013).

Die repetitive transkranielle Magnetstimulation wurde entwickelt, da man bei Patienten mit Tinnitus eine veränderte Aktivität der Neuronen im Gehirn feststellen konnte. Mithilfe von magnetischen Impulsen werden die Nervenzellen im Gehirn aktiviert. Mehrere Studien zeigen, dass sich der Tinnitus durch diese Therapie verbessern kann (Langguth et al., 2013).- allerdings profitiert nicht jeder Patient von dieser Therapie.

Was macht die Wissenschaft im Bereich Tinnitus?

Innerhalb des Suchraumes von Juni 2017 bis Juni 2018 erschienen weltweit über 700 wissenschaftliche Artikel zum Thema Tinnitus. Die Zahl ergab eine Suche in einer der größten elektronischen Datenbanken für wissenschaftliche Literatur(pubmeddev). Zudem finden internationale Kongresse statt, zu denen sich ca. 300 Wissenschaftler versammeln, die sich mit der Tinnitusforschung beschäftigen. In diesen Treffen wird unter anderem Wissen ausgetauscht und neue Forschungsansätze diskutiert.

Auf einer internationalen Tinnituskonferenz der Tinnitus Research Initiative (TRI) im Jahr 2018 wurde unter den versammelten Tinnitusexperten eine Umfrage gemacht. 40% der Experten gaben an, selbst Tinnitus zu haben. In einer weiteren Frage im Rahmen dieser Umfrage, wurden die Teilnehmer gebeten den Zeitpunkt der Entdeckung einer Heilmethode für Tinnitus einzuschätzen. Zwischen 70% und 75% der Befragten denken, dass innerhalb der nächsten 15 Jahre der große Durchbruch in der Tinnitusforschung gelingt. Aus den Zahlen wird ersichtlich, dass im Themengebiet Tinnitus viel geforscht und entwickelt wird, um den Betroffenen helfen zu können.

Literatur: 

– Langguth, B., Kreuzer, P. M., Kleinjung, T., & Ridder, D. de. (2013). Tinnitus: causes and clinical management. The Lancet Neurology, 12(9), 920–930.

– Biesinger, E. (2012). Tinnitus – endlich Ruhe im Ohr: Ursachen erkennen und ausschalten; die besten Therapien; mit Selbsthilfeteil (Vollst. Taschenbuchausg., 3. Aufl.). Goldmann: Vol. 17295. München: Goldmann.

Kreuzer, P. M., Vielsmeier, V., & Langguth, B. (2013). Chronic tinnitus: an interdisciplinary challenge. Deutsches Arzteblatt International, 110(16), 278–284.

Autorin: Heidi Steinberger

Reviewer: PD Dr. Winfried Schlee

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