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Erfahren Sie mehr über Tinnitusursachen, Begleiterscheinungen und wie Sie mit Tinnitus am besten umgehen.

Was sind Ursachen von Tinnitus?

Wie bereits erwähnt, kann man Tinnitus unter anderem in objektiven und subjektiven Tinnitus unterteilen. Während beim objektiven Tinnitus reale Geräusche im Körper des Betroffenen zu den hörbar werden, ist noch nicht vollständig geklärt, wie es zu der Wahrnehmung des subjektiven Tinnitus kommt. Einige Ursachen dafür sind im Folgenden aufgelistet (Hesse, 2016, S.26f.).

Eine dauerhafte Lärmaussetzung oder Lärmtraumata können durch Schädigung der empfindlichen Haarzellen im Innenohr zu Tinnitus führen (zum Aufbau des Ohres siehe Blogartikel „Die anatomischen Grundlagen“). Durchblutungsstörungen werden als Ursache für einen akuten Tinnitus und einen Hörsturz vermutet. Durch die mangelnde Durchblutung des Innenohres, wird es mit zu wenig Sauerstoff und Ionen versorgt (Hesse, 2016, S.30). Deshalb wird ein akuter Tinnitus vom Arzt auch mit durchblutungsfördernden Medikamenten behandelt (Biesinger, 2012, S.121ff.).

Einige Medikamente stehen im Verdacht, als Nebenwirkung einen Tinnitus auslösen zu können, eine dauerhafte Schädigung ist allerdings selten (Goebel, 2003, S.35). Näheres dazu finden Sie im Blogartikel „Tinnitus-induzierende Medikamente“

Des Weiteren kann auch eine Hörminderung zu Tinnitus führen, die bei vielen Patienten mit einem Hörtest messbar ist (Hesse, 2016, S.25ff.).Dabei lässt sich in der Regel ein tonales Pfeifen feststellen, das in dem Frequenzbereich des Hörverlustes liegt. Der Körper kompensiert diesen Fehler im Ohr (Hörverlust) durch eine gesteigerte Aktivität entlang der gesamten Nervenbahnen für das Hören im Gehirn. Durch diesen Verstärkermechanismus entsteht der Tinnitus(Hesse, 2008).

Auch Störungen im Kiefergelenk oder an der Halswirbelsäule können zur Entstehung von Tinnitus beitragen. Diese Beobachtung lässt sich durch die enge anatomische und auch nervale Beziehung zwischen Kiefergelenk, Halswirbelsäule und dem auditorischen Nervensystem erklären.Den betroffenen Patienten ist es oft möglich durch Bewegen des Unterkiefers oder durch eine Nackenmassage das Geräusch zu verändern. (Biesinger, 2012, S.178ff.).

Weder Stress oder Sorgen noch soziale oder psychische Probleme gelten als Ursache für Tinnitus. All das sind allerdings Faktoren, die dazu führen können, dass Tinnitus verstärkt wahrgenommen wird und somit subjektiv lauter empfunden wird. Als weitere Wahrnehmungsverstärker gelten: Befürchtungen, Ängste, Müdigkeit, Schmerzen und Depression. Dabei ist es aber individuell unterschiedlich, welche Faktoren Ihren Tinnitus stärker ins Bewusstsein rücken (Kellerhals & Zogg, 2004, S. 26ff.).

Welche Begleiterscheinungen kann Tinnitus haben?

Wie Sie im „Tinnitus-Basics Teil 1“ gelesen haben, ist der Anteil an Patienten, die wirklich unter Tinnitus leiden, im Vergleich zur Anzahl aller Tinnitusbetroffenen nur gering. Für die große Belastung durch den Tinnitus werden unter anderem sogenannte psychosomatische Komorbiditäten verantwortlich gemacht. Das sind psychsiche Begleiterscheinungen, wie Depressionen, Konzentrations- oder Schlafstörungen, die bei Tinituspatienten auftreten können. Diese stellen den eigentlichen Krankheitswert des Tinnitus dar (Kreuzer, Vielsmeier, & Langguth, 2013).

Ein anderes Phänomen, das bei Tinnituspatienten auftreten kann ist die Hyperakusis. Als Hyperakusis bezeichnet man eine Überempfindlichkeit gegenüber normal lauten Geräuschen über den gesamten hörbaren Frequenzbereich. Zusätzlich empfinden Betroffene häufig lautere Geräusche als schmerzhaft (Schaaf, Klofat, & Hesse, 2003).Der Zusammenhang zwischen Tinnitus und Hyperakusis ist noch nicht endgültig geklärt. Es gibt Menschen die gleichzeitig von Tinnitus und Hyperakusis betroffen sind – es gibt aber auch Betroffene die Tinnitus ohne Hyperakusis haben, oder Betroffene die Hyperakusis ohne Tinnitus haben.

Was soll ich beim Verdacht auf Tinnitus tun und wie soll ich mit meinem Tinnitus umgehen?

Sollte Ihr Tinnitus erst seit Kurzem bestehen, dann lassen Sie sich von einem HNO-Arzt untersuchen. Das Auftreten von Tinnitus ist zwar kein Notfall, die Behandlung sollte aber idealerweise innerhalb einer Woche stattfinden. Bei akutem Tinnitus besteht zudem eine sehr große Chance auf spontane Ausheilung. In rund 50-60% verschwindet akuter Tinnitus von selbst wieder(Ross, 2009, S.32f.).

Auch bei chronischem Tinnitus sollten Sie bei einem HNO-Arzt organische Erkrankungen als Ursache Ihres Tinnitus ausschließen. Neben zahlreichen Therapieangeboten gibt es einige Maßnahmen, die Sie selbst ausprobieren können. Lernen Sie Ihren Tinnitus kennen und erkennen Sie die Ursache Ihres Tinnitus, negative Einflussfaktoren, die Ihren Tinnitus verschlechtern und Methoden und Tricks, die Ihre Tinnituswahrnehmung verbessern. Lesen Sie dafür Selbsthilfebücher über Tinnitus oder treten Sie einer Selbsthilfegruppe bei. Informieren Sie sich in wissenschaftlichen Paper oder hier im Blog über das Symptom Tinnitus. Es gibt auch zahlreiche Tinnitus-Apps, die Ihnen beim Umgang mit Tinnitus helfen. Werden Sie zum Experten Ihres individuellen Tinnitus.

Literatur: 

Kellerhals, B., & Zogg, R. (2004). Tinnitus-Hilfe: Ein Arbeitsbuch für Patienten und ihre ärztlichen und nichtärztlichen Helfer (5., aktualisierte und erw. Aufl.). Basel: Karger.

Biesinger, E. (2012). Tinnitus – endlich Ruhe im Ohr: Ursachen erkennen und ausschalten; die besten Therapien; mit Selbsthilfeteil (Vollst. Taschenbuchausg., 3. Aufl.). Goldmann: Vol. 17295. München: Goldmann.

Hesse, G. (2016). Pathophysiologie: Organpathologie. In G. Hesse (Ed.), Tinnitus (2nd ed., pp. 25–46). Stuttgart, New York: Thieme.

Hesse, G. (2008). Tinnitus (1. Auflage). s.l.: Thieme.

Ross, U. H. (2009). Tinnitus: So finden Sie wieder Ruhe (3. Aufl.). GU-Ratgeber Gesundheit. München: Gräfe und Unzer.

Goebel, G. (2003). Tinnitus und Hyperakusis. Fortschritte der Psychotherapie: Vol. 20. Göttingen [u.a.]: Hogrefe Verl. für Psychologie.

Kreuzer, P. M., Vielsmeier, V., & Langguth, B. (2013). Chronic tinnitus: an interdisciplinary challenge. Deutsches Arzteblatt International, 110(16), 278–284.

Schaaf, H., Klofat, B., & Hesse, G. (2003). Hyperakusis, Phonophobie und Recruitment: Mit Geräuschempfindlichkeit assoziierte Hörabweichungen. HNO, 51(12), 1005–1011.

Autorin: Heidi Steinberger

Reviewer: PD Dr. Winfried Schlee

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